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Das Kommando Attnang-Puchheim
von Dr. Wolfgang Quatember

Nachweislich wurden Häftlinge des Außenlagers Ebensee (Tarnname "Zement") ab April 1944 in Attnang-Puchheim eingesetzt. Häftlingsanforderungen etwa vom 1. März 1945 ("Bahnbau") bestätigen ein 150 Mann starkes Kommando der Firmen Rella und STUAG vermutlich beim Bau des Vorbahnhofes, Arbeitseinsatzlisten auf kleinere Tischler- und Zimmermannsarbeiten.

Nach der Bombardierung des Bahnknotenpunktes Attnang-Puchheim durch die 15th Air Force (US Army) am 21. April 1945 wurden die Häftlingskommandos erweitert.

Die 15th Air Force hatte ihre Basis in Süditalien. Ihr Ziel war es, die deutsche Treibstoffversorgung (Ploiesti, Rumänien), Waffen- und Industrieproduktion (Regensburg, Wiener Neustadt) und Verkehrs- und Nachschubinfrastruktur (z.B. Attnang) zu zerstören. Das Bombardement [von Attnang] forderte über 700 zivile Opfer.

Einige in Attnang eingesetzte, überlebende Häftlinge erinnern sich:

Täglich um etwa 5 Uhr früh wurden 150 Häftlinge von Ebensee mittels Lastwagen nach Attnang gebracht. Am Abend, so der Wiener Leo Kuhn, kam oft nur die Hälfte lebend zurück.

Leo Kuhn, bezeichnet das Kommando als Todeskolonne, weil Häftlinge, die am Transport zusammenbrachen, erschossen wurden. Die Erschießung von Häftlingen wird auch durch den Prozess und die Verurteilung des Lehrers und HJ-Ausbildungsleiters Anton Leitner bestätigt, der am 23. April 1945 zwei Häftlinge, die bei Aufräumungsarbeiten eingesetzt waren, erschossen hatte.

Soloman Salat, schildert die Aufräumungsarbeiten, die im Verfüllen von Bombenkratern und Gleisinstandsetzung bestanden. Vor allem das Heben und Tragen der schweren Schienen war für die unterernährten Menschen eine Tortur. Arthur Radvansky erinnert sich, dass er zum Ausgraben von nicht explodierten Bomben eingesetzt war. Die SS nannte den Häftlingseinsatz auch "Himmelfahrtskommando", weil zuweilen auch Blindgänger explodierten und dadurch Häftlinge getötet wurden.

Welche und wie viele Häftlinge im Kommando Attnang-Puchheim ermordet wurden, kann nicht festgestellt werden, denn abends wurden die Toten nach Ebensee rücktransportiert und den Opfern des Lagers Ebensee zugezählt.

Mit der Befreiung des KZ- Außenlagers Ebensee am 6. Mai 1945 endete der Häftlingseinsatz in Attnang.

Quellen:

Bildmaterial Luftangriffe auf Attnang-Puchheim, NA Washington Häftlingsanforderung 1.3.1945, Nachlass Drahomir Barta (Prag), Faksimile Archiv KZ- Gdenkstätte Ebensee Arbeitseinsatzlisten 16.4.1944 – 14.9.1944, Archiv Zagreb, Kopie Archiv KZ-Gedenkstätte Ebensee Brief Leo Kuhn an das ZME vom 2.11.1993, Archiv KZ- Gedenkstätte Ebensee

Literatur:

Artur Radvansky, Trotzdem habe ich überlebt, ddp goldenbogen, Dresden 2006

Ladislaus Szücs, Zählappell, Fischer TB 1995

Prozessakten Anton Leitner, ÖLA, Sondergerichte Linz, Schachtel 581 und Widerstand und Verfolgung Oberösterreich Bd. II, S. 508
Akt teilweise kopiert im DÖW (Signatur: 14.788), Zeitungsbericht DÖW 19.188/3
http://www.nachkriegsjustiz.at/prozesse/volksg/Hoechsturteile_VgLinz.php 25.9.2014

Videoaufnahme Solomon Salat, Archiv KZ- Gedenkstätte Ebensee, aufgenommen April 2003

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